Von Johannes Vollmer
Es ist schon sehr lange her, als ich zum ersten Mal Vater wurde. Schon über 50 Jahre.
Aber ich erinnere mich noch genau an den Tag und den versteckten Hinweis in der
Nachricht. Väter durften damals nicht bei der Geburt dabei sein. Ich wusste, es war ein
Mädchen und ich war sehr glücklich. Alle waren gesund. Und sicherlich bald zu Hause.
Da meine Frau ja noch nicht arbeiten musste, war der Einstieg in die neue, eigene Familie
von viel Freude geprägt.
Bei unserem zweiten Kind, hurra, diesmal ein Sohn, sollte die Sache für mich etwas
schwieriger werden. Meine Frau wurde aus der Klinik entlassen und war gleich darauf
krank. Sie konnte das Kind nicht versorgen. Ich musste mich vom ersten Tag allein um
das Kind kümmern, bis sie wieder gesund war. Das war für mich schon eine
Herausforderung. Doch Herausforderungen machen das Leben bunter und auch das heißt
Vater sein.
Vater sein habe ich immer als etwas wunderschönes empfunden.
Ich selbst hatte auch eine schöne Kindheit und bin umsorgt und behütet aufgewachsen
und hatte bis zum Schuss ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern. Um beim Vater zu
bleiben, habe ich ein Vaterbild von einem mich liebenden Vater. Da ich eine christliche
Erziehung genossen habe, hat dieses Vaterbild natürlich auch mein Bild von Gott, meinem
himmlischen Vater geprägt. Ich kann mir Gott als einen liebenden Gott vorstellen, denn
dieser Gott lässt sich vom Anfang der Bibel bis auf die letzte Seite als ein persönlicher
Gott erkennen, der Sie und mich über alles liebt und Sie und mich jeden Tag begleiten
möchte.
Aber wie viele Menschen können solch ein positives Vaterbild nicht nachvollziehen.
Menschen, die ihren Vater nie kennengelernt haben, weil er im Krieg umgekommen ist,
wie es sicherlich in den vielen Konflikten der vergangenen, aber auch leider der
gegenwertigen Zeit bestimmt passiert.
Die Menschen, die durch Trennung der Eltern keinen Vater hatten, der ihnen immer zur
Seite stand.
Menschen, die Gewalt erlebt haben.
Da habe ich einen Bekannten vor Augen, den die Eltern als kleines Kind verlassen haben
und er und seine Schwester im Heim aufwachsen mussten. Er hatte zeit seines Lebens
immer Schwierigkeiten sich einen liebenden Vater vorstellen zu können.
Es ist aber wichtig, dieses verdorbene Vaterbild nicht auf den Gott, der uns in der Bibel
beschrieben wird zu beziehen, denn dieser Gott ist ganz anders. Er ist ein Gott der Liebe.
Wenn uns Gott in der Bibel als ein liebender Gott geschildert wird, ist es nicht ein Gott,
der alles toleriert und alles gut heißt, was die Menschen damals taten als auch heute tun.
Da ist auch von Strafen die Rede. Aber denken wir an die Aufgabe als Vater, um bei
diesem Begriff zu bleiben. Natürlich ist es richtig, dass in der heutigen, modernen Zeit
beide Elternteile für die Erziehung verantwortlich sind. Sprechen wir nicht auch Strafen
aus, um notwendige Korrekturen vorzunehmen, die für das Gelingen des Lebens unserer
Kinder notwendig sind?
Würden wir nicht alles daran setzen und dafür sorgen, dass unsere Kinder in ihrem Leben
zurecht kommen und eine gute Orientierung haben?
So ist es auch bis heute bei Gott, der möchte, dass unser Leben in guten Bahnen verläuft
und aus diesem Grund nicht alles gelingen lässt, worum wir bitten oder was wir uns
vorstellen. Es gibt schon Situationen in unserem Leben, in denen wir die Wege, die Gott
mit uns geht nicht verstehen, aber im Rückblick erkennen, dass es doch so richtig war,
wie er es geführt hat. Ich könnte da so einige Beispiele in meinem Leben anführen.
Aber warum schreibe ich das alles in eine Weihnachtsandacht?
Weihnachten ist der beste Beweis für die Liebe Gottes zu uns Menschen.
Was muss es für Gott Vater bedeutet haben, seinen Sohn Jesus auf diese Erde zu
schicken. In eine Welt, die Gott in seiner Liebe nicht mehr kannte. Jesus kam als Mensch
auf die Erde um uns Menschen wieder zu zeigen, wie Vaterliebe wirklich ist. Die Bücher
des neuen Testamentes sind voll von solchen Beispielen. Vielleicht haben Sie gerade zu
Weihnachten einmal die Zeit und Möglichkeit zum Beispiel in den vier Evangelien
Matthäus, Markus, Lukas und Johannes nach solche Beispielen zu suchen. Sie werden
überrascht sein!
Weihnachten will uns jedes Jahr neu daran erinnern, das es Gottes aufrichtige Liebe zu
uns Menschen ist, die Trennung des Menschen von Gott, die Bibel bezeichnet es als
Sünde, aufzuheben und wieder eine feste Verbindung herzustellen.
Wie würde es Ihnen gehen, wenn ihr Kind, aus was für Gründen auch immer, sich von
Ihnen getrennt hätte? Würden Sie nicht auch alles tun, um diese Verbindung wieder
herzustellen?
Gott leidet unter dieser Trennung. Deshalb geht er diesen Weg mit seinem Sohn Jesus
und schickt ihn zu uns auf die Erde. Er möchte uns die Liebe Gottes zu uns Menschen
wieder ganz klar vor Augen stellen und dann durch seinen Tod am Kreuz die Schuld aller
Menschen tilgen und damit die Trennung zwischen Gott und Mensch aufheben. Das ist
die Geschichte von Ostern und ein anderes Thema.
Weihnachten ist ein wichtiger Schritt Gottes, um uns die Liebe des Vatern zu seinen
Kindern zu zeigen. Ostern, der Tod Jesu ein weiterer um die Schuld der Trennung zu
tilgen. Die Wiederkunft Jesu und die Aufnahme all derer die an Jesus und diese rettende
Botschaft glauben in eine Welt in der Gott wieder regiert und es keine Trennung mehr gibt
ein letzter Schritt zur endgültigen Wiederherstellung der Verbindung zwischen Gott und
Mensch.
Dann wird Gott unser ewiger Vater (Ewig-Vater) sein.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest.