Von Christian Mehnert
Hast du schon Pläne für Silvester?
Wohin geht’s denn nächstes Jahr in den Urlaub?
Herr „XYZ“, wo sehen Sie sich in – sagen wir mal – fünf Jahren?
Hattest du Pläne für 2021?
Wie viele davon hast du umsetzen können und wie viele musstest du ändern oder ganz und gar über Bord werfen. 10 von 100? 50/50? Kam alles anders?
Machst du dir, nach den Erfahrungen von 2021, Pläne für 2022?
Wie hatten wir gehofft, dass wir diesen Albtraum hinter uns lassen würden und alles wieder so halbwegs normal wird.
So einen kurzen Moment hatte ich in diesem Jahr in unserem (sehr spontan geplanten) Urlaub in Dänemark.
Natürlich hatte ich eine Menge Vorkehrungen getroffen, da ich die Wiedereinreisebestimmungen, die sich gefühlt täglich änderten, nicht vorhersagen konnte. Immerhin war es die letzte Urlaubswoche und zwei Tage nach unserer Rückkehr müssten wir wieder zur Arbeit. Schon vor Reiseantritt hatte ich einen Test-Termin für die Rückkehr gebucht, falls es eine Reiserückkehrertestpflicht geben sollten.
Beinahe täglich haben wir die aktuellsten Bestimmungen gelesen, um ja keine Änderung oder Verpflichtung zu verpassen. Wir hatten ausreichend Masken und Selbsttests eingepackt…
Und dann…? …Hebt Dänemark alle Corona-Maßnahmen auf, Deutschland schafft die allgemeinen Risikogebiete ab, womit Dänemark auch da raus war. Keine Masken mehr, kein Mindestabstand, keine Personenzahlbeschränkungen in Restaurants und Geschäften. Nichts.
Keine Testpflicht und keine Grenzkontrollen.
Zum ersten mal nach 1 ½ Jahren ein Geschäft ohne Maske betreten fühlte sich beinahe falsch an, dabei sollte es doch normal sein.
Beinahe war ich ein wenig beleidigt, dass meine ganzen Planungen und Vorbereitungen umsonst waren. Dabei war das doch das Beste, was uns hätte passieren können.
Aber ich war so eingeschossen auf meinen Plan, dass ich die viel bessere Variante ausgeblendet hatte und mich sogar ein wenig darüber geärgert habe.
So sind wir Menschen.
Und dann? Etwa ein viertel Jahr später: Dänemark muss seine Lockerungen zurücknehmen. Wiedereinführung von Hygienevorschriften, Masken- und Abstandspflicht.
Auch die Fachleute haben mit ihrem Plan falsch gelegen.
Haben sie das wirklich?
Pläne und daraus resultierende Taten können richtig sein und sich später als falsch, nein, als nicht mehr aktuell herausstellen. Es muss angepasst, variiert, reagiert werden.
War ich wirklich der Meinung, alles perfekt bis zum Ende durchzuplanen und in keinem Punkt etwas ändern zu müssen? Und hier ging es nur um einen einfachen Urlaub von ein paar Tagen.
Um ehrlich zu sein, will ich gar nicht jedes Detail der Zukunft wissen, um mir daraus vielleicht einen aus meiner Sicht perfekten Plan schmieden zu können. Zum einen würde das wahrscheinlich irgendwann extrem langweilig, zum anderen müsste ich aber auch jedes schwere Detail in meine Planung einbeziehen. Ich fürchte, das würde mir den Blick für das Jetzt verstellen. Und es würde mir die Möglichkeit nehmen, dass etwas noch besser werden kann, als ich es mir vorstellen hätte können.
An Weihnachten auf einem Feld bei Bethlehem war eine Gruppe von Hirten, die einfach nur ihren Job machten. Nicht mehr und nicht weniger. Mit Sicherheit hatten sie ihre Routinen und wussten ziemlich genau, wie die Nacht ablaufen würde. Kleinere Störungen durch das eine oder andere Raubtier waren auch schon mit eingeplant. Schlimmstenfalls vielleicht sogar der Verlust eines der Tiere, die sie hüteten.
Aber dann das.
Plötzlich trat ein Engel des Herrn zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie. Die Hirten erschraken sehr, 10 aber der Engel sagte: »Fürchtet euch nicht! Ich verkünde euch eine Botschaft, die das ganze Volk mit großer Freude erfüllen wird: 11 Heute ist für euch in der Stadt, in der schon David geboren wurde, der versprochene Retter zur Welt gekommen. Es ist Christus, der Herr. 12 Und daran werdet ihr ihn erkennen: Das Kind liegt, in Windeln gewickelt, in einer Futterkrippe!« 13 Auf einmal waren sie von unzähligen Engeln umgeben, die Gott lobten: 14 »Ehre sei Gott im Himmel! Denn er bringt der Welt Frieden und wendet sich den Menschen in Liebe zu[1].« 15 Nachdem die Engel in den Himmel zurückgekehrt waren, beschlossen die Hirten: »Kommt, wir gehen nach Bethlehem. Wir wollen sehen, was dort geschehen ist und was der Herr uns verkünden ließ.« 16 Sie machten sich sofort auf den Weg und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Futterkrippe lag.
(Die Bibel, Lukasevangelium, Kap. 2, Verse 9-17)
Mit allem (Vorhersehbaren) hatten sie gerechnet, aber nicht von einer Armee von Engeln, die ihnen von der Geburt des verheißenen Christus erzählen. Ob die Hirten die Verheißung kannten, ist nicht klar. Sie sind es aber, die es (nach den Eltern zumindest) zuerst erfahren, als diese alte Verheißung in Erfüllung geht.
Und sie machten sich auf den Weg. Sofort. Aller Vernunft zum Trotz. Nachts mit einer Herde aufbrechen? Oder sie zurücklassen? Kann das nicht warten? Wir müssten ja alles anders machen, als wir es kennen und als wir es geplant hatten. Und wir gehen ein großes Risiko ein. Unser Job steht auf dem Spiel.
Aber was hatte der Engel gesagt? „Für EUCH ist der Retter geboren.“
Wenn wir den Christus annehmen, der in Bethlehem geboren wurde, dann wird das nicht ohne Konsequenzen bleiben. Wir werden Gewohnheiten und Pläne ändern oder gar fallen lassen müssen, um uns auf den Weg zu machen.
Die Hirten fanden alles so vor, wie die Engel es ihnen gesagt hatten.
Das haben sie aber nur herausgefunden, weil sie sich auf den Weg gemacht und ihren Plan für diese eine Nacht geändert haben. Und weil sie den Plan für die Nacht geändert haben, hat sich ihr Leben verändert.
Auch an Weihnachten 2021 hören wir diese Botschaft erneut. Vielleicht nicht von einer Heerschar von Engeln, vielleicht ganz leise. Vielleicht so leise, dass sie durch das Geschrei und das Murren dieser Tage kaum zu hören ist. Aber sie birgt die Möglichkeit, dass sich, wenn schon nicht die Welt um uns herum, aber eventuell unser Blick auf die Welt und unsere Situation verändert – zum Besseren – besser, als wir es uns je hätten vorstellen können.
Für DICH ist der Retter geboren. Kommst du mit, ihn zu suchen?