Von Marc-Aurel Nerlich
Gefesselt und blutüberströmt sitzt er auf dem Boden. Die Kerkertür klappert. Was wird jetzt wohl passieren? Kommen Sie wieder, um ihn zu schlagen? Die ganze Nacht über musste er hier drinnen sitzen und wurde in regelmäßigen Abständen von den Soldaten, die ihn eigentlich nur bewachen sollten, geschlagen, angespuckt und verhöhnt. War es das wirklichwert gewesen? Waren es die Menschen, für die er hier drinnen saß, wirklich wert?
Ich weiß nicht, ob Jesus sich am Freitagmorgen diese Fragen gestellt hat. Aber was ich weiß, dass er sie beide mit Ja beantwortet hätte. Sie sind es ihm wert! Um das besser verstehen zu können, möchte ich Ihnen eine Geschichte erzählen. Sie handelt von einem Sohn, der vor kurzem erfahren hatte, dass sein Vater aufgrund eines Raubüberfallszum Tode verurteilt worden war.
Er konnte es immer noch nicht fassen. Wie war es nur so weit gekommen? Ja, ihr Verhältnis war nicht immer das Beste gewesen. Schon in jungen Jahren hatte er seinen Vater mehrfach belogen und bestohlen. Dieser hatte ihn zwar immer wieder darauf angesprochen, aber ohne Erfolg. Er hatte nichts an seinem Verhalten geändert, bis zu seinemzweiundzwanzigsten Geburtstag, als er einen riesigen Fehler machte. Dieses Mal war es nicht sein Vater, den er bestohlen hatte, sondern ein Schmuckgeschäft. Dummerweise war ihm bei dem Überfall ein älterer Herr in die Quere gekommen, den er mit einem Baseball- Schläger niederschlug und wie später herauskam, tötete. Die Beute brachte er zu seinem Vater nach Hause und versteckte sie dort in einem Safe. Anschließend tauchte er bei einer Freundin unter. Als die Polizei mit den Ermittlungen begann, konnten sie relativ schnell einen Zeugen ausfindig machen, der den Raub mit dem Handy aufgenommen hatte und sah wohin der Verbrecher mit seiner Beute gegangen war. Nun standen die Polizisten mit einem Untersuchungsbefehl vor dem verdutzten Vater. Dieser war sich natürlich keiner Schuld bewusst und erlaubte den Beamten, seine Wohnung zu durchsuchen. Als sie ihn baten seinen Safe zu öffnen, machte er dies ohne Widerwillen und war sichtlich erstaunt über den dort liegenden Schmuck. Sofort war dem Vater klar, wer ihn in diese missliche Situation gebracht hatte. Ohne lange darüber nachzudenken, nahm er die Schuld seines Sohnes auf sich und gab sich gegenüber der Polizei als der Dieb und Mörder aus. Einige Monate später, folgte seine Verurteilung zum Tod. Während er auf die Vollstreckung seines Todesurteils wartet, stellte er sich folgende Fragen: „War es das wert gewesen? War mein verkorkster Sohn dieses Opfer wirklich wert?“
Das, was der Vater in der Geschichte für seinen Sohn getan hat, hat Jesus für Sie und mich getan. Er will für uns da sein. Egal ob wir an ihn Glauben oder nicht. Er möchte uns vor den Konsequenzen unserer Handlungen bewahren. Ja, er möchte uns sogar ein ewiges Leben schenken, ohne Trauer, Schmerz, Leid und Tod. Das ist der Grund dafür, warum er am Karfreitag, blutüberströmt im Gefängnis saß und letztendlich an das Kreuz geschlagen wurde, um dort zu sterben. Er hatte sich wie der Vater in der Geschichte dazu entschieden, die Folgen unserer Handlungen auf sich zu nehmen, damit wir Menschen leben können.
Doch welche Folgen meiner Taten hat denn Jesus für mich auf sich genommen? Dieser Frage wollen wir im nächsten Beitrag nachgehen.
Ich wünsche Ihnen von Herzen Gottes Segen!